Die orthodoxe Kirche ist eine Ostkirche in dem Sinne, dass sie, zumindest menschlich gesehen, das Produkt der Geschichte und Kultur des Nahen Ostens, des Hellenischen und des Slawischen ist. Mit einem Wort: Die historische und spirituelle Entwicklung der orthodoxen Kirche vollzog sich in fast völliger Isolation von den christlichen Kirchen Westeuropas und Amerikas, nämlich den römisch-katholischen und den reformierten protestantischen Kirchen.
Der formelle Bruch zwischen dem christlichen Osten und Westen lässt sich nicht leicht bestimmen. Es kann offiziell im 11. oder 12. Jahrhundert angesiedelt werden. Allerdings lebten die Christen des Ostens bereits im 4. Jahrhundert in sehr geringem Kontakt mit den Christen des Westens.
Die Liturgie der orthodoxen Kirche, wie sie heute gefeiert wird, entwickelte sich in jenen Jahrhunderten, als sich der Osten bereits in einer gewissen Isolation vom Westen befand. Die Liturgie steht im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens und bezeugt die zentrale Erfahrung des orthodoxen Glaubens, nämlich dass der Mensch für die Gemeinschaft mit Gott im ewigen Leben seines Königreichs geschaffen ist.